∞ Hier bei plautze ∞
Sonntag, 7. Februar 2016
[10:19]

Ich klingel also am Telefon und frage ob mir Herr Tintinger sein Buch signieren wollte, für Manni vom Hôtel du Parc.
Uns trennen Welten, im wirklichen Leben so gut wie am Kochtopf, aber er stimmt gleich freudig zu und bietet an das Buch mit dem hiesigen Gastro-Lieferservice zu schicken - das spare mir Porto und Umstände.
Ich verpacke also das Druckwerk, gehe zum Portugiesen (der ja eigentlich ein Escargot ist), nehme den ein oder anderen Portwein in den Hals (den ich zumindest teilweise mit dem gesparten Porto aufrechne) und gebe das Päckchen in gutem Vertrauen auf.
Das war letzte Woche Montag oder Dienstag oder so.

Gestern abend, nach fast zwei Wochen Reise eines Buches nach Jerusalem, schreit mir der Escargot hinterher als ich grade die Tageseinnahmen zur Bank gebracht habe.
Drückt mir ein Zettelchen in die Hand.
Mit Telefonnummer.
Ich solle mich ganz dringend mal melden, es gäbe da 1 Problem mit dem Buch, das wandert da offenbar von einem Schreibtisch zum anderen - man wisse nicht wie und wer und wohin damit und überhaupt.

Die kennen nicht mal die Ikone der Sternegastronomie hier wie es scheint, und da ist auch keiner in der Lage mal ein Telefon in die Hand zu nehmen.
Ist aber der grösste und bestorganisierte Lieferservice des Landes.

Lästere mir einer von euch Ossis nochmal über das Tal der Ahnungslosen.
...

[10:32]
Grade beim Kaffeetrinken wiederentdeckt:
Neil Young - Ragged Glory.
Beim Fummeln am Musikregal.
Wir sind schon bekennender Cowboy Junkie hier, und die Kanadier haben ja ausser Häuptling Weites Land noch so viel mehr zu bieten.
...

[10:47]
Wo ich grade Tony Tintinger am Wickel habe: Beim Lesen hat mich immer diese bodenständige Herangehensweise überrascht - beim Schreiben genauso wie beim Kochen. Wenn man da rumblättert hat man immer den Eindruck ein kleiner unbescholtener Junge hat es durch Fleiss und Arbeit zu etwas gebracht.
Aber: So einer wird auch nicht vom Tellerwäscher zum Millionär ohne persönliche Qualitäten. Das geht einfach nicht - nicht im wirklichen Leben, und in der Gastronomie schon gar nicht.
Und die Leute die hier wirklich Erfolg hatten (in den 70er und 80er Jahren) und sich hochgearbeitet haben schreiben auch keine Bücher.
Die zählen ihre Sous oder haben Kinder die sie auf den Kopf hauen.
...

[11:01]
Irnzwann letzte Woche gucke ich nach Zeitungen, Extra-Ausgaben, Hors-Séries und rammelvollen Regalen mit Tonnen weiterer unnötiger Druckerzeugnisse beim wohlverdienten Feierabend-Bier RTL Lëtzebuerg.
Und was sehen meine entzündeten Augen?
Mastercook.

Und wer, glauben Sie wohl, gibt da top aufbereitet und hochgeschminkt (mit den genau richtigen Fragen auf vorher präzise abgestimmte Antworten) noch ein persönliches Einführungsinterview?
Genau.
Das Format-Fernsehen hat sich endlich auch beim rückständigen luxemburger RTL breitgemacht. Helmut Thoma hat damals die Kohle genommen und den Radiosender internationalisiert, jetzt kommt der ganze Dreck in Form von super-duper-verkaufsfähigen Sendeformaten zurück und verstopft auch noch das letzte visuelle Schlupfloch.

Wenn ich lange genug lebe werde ich das in den nächsten Jahren rein interessehalber verfolgen.
Und berichten, natürlich. Wenn das erst mal richtig in die Gänge kommt gibt es da ne Menge Dreck zu werfen.

All die unbeglichenen Steuerrückstände, Personal das von einem Tag auf den anderen geht weil Monate an Gehalt nicht bezahlt sind, Lieferanten die nur noch gegen Cash liefern, abgelehnte Leasingverträge bei Mercedes, Millionenverluste und Cash-Entnahme aus dem Tagesgeschäft, männliches Gevögel am Strand von Orlando Beach (während die Ehefrau sich im Hotel vom Gigolo durchnehmen lässt), besoffene Milchlieferanten in der Küche, ein Ertrunkener Zeitungsverkäufer vor Rio de Janeiro und schlimm Abgesoffenes nach Feierabend wegen all dem Mist.
Das wird richtig doll lustig.

Und die Protagonisten dazu können Sie - mit etwas Glück und der richtigen Satellitenschüssel - live und in Farbe betrachten.

Und wenn Sie die Quetsch dann irnzwann nicht mehr auf den drittklassigen Kanälen beim Sabbeln mit luxemburgischem Einschlag sehen werde ich mir eigenhändig den Strick drehen. Versprochen.

Gastronomie hat nämlich auch sehr viel mehr zu bieten als Lea Linster.
...

Was bin ich heute wieder gemein.
...

[12:33]
Ich setze eben Tomaten an, da klingelt die ehemalige Kollegin vom ChinTok - Computerprobleme.
Beim Knoblauchschälen dödelt es schon wieder: die Tochter vom Maler, dem Kränklichen.

Es scheint ihm nicht gut zu gehen, der arme Kerl hat wohl doch etwas zuviel Ricard geschluckt in den letzten Wochen.
Nächste Woche Montag & Dienstag hab ich mir freigenommen organisiertorisch geklappt gemacht wegen meinem Saab, aber ausser Ihnen hier weiss das seit gerade jetzt noch keiner.

Hat da etwa jemand geplaudert?
...

[13:26]
Weil ich an meinem freien Sonntag ja sonst nix Besseres zu tun habe:
Im Gros der Zeitschriften haben wir eine Zuteilungsrate die bis zu 60% über dem tatsächlichen Abverkauf liegt.
Beim Kinderkram bis zu 88%.
Man muss ja immer etwas drüber liegen, aber wenn ich mir nur anschaue was wir an Ramsch bekommen (der nur die Regale blockiert und sich gar nicht verkauft) plus Überangebot plus Druck plus Lieferung plus Rücknahme plus Mehrtransport plus Wasserkopf (die Bürohengste wollen ja auch gut bezahlt werden).

Wenn Ihnen nochmal jemand sagt das Internetz ruiniere die Druckindustrie - schicken Sie ihn zu mir.
Der kann die Retouren gleich mitnehmen.
...

[14:06]

Ach, wegen dem Geschreibsel da oben: das kommt schon, alles zu seiner Zeit.
Nur die Ruhe.
Aber wenn schon Retro, dann richtig:
Schimanski - Faust auf Faust

Ist immerhin Sonntag, da gönne ich mir was.
...

[14:48]
Grade eben klingelt schon wieder das Telephon - alle Welt scheint zu wissen dass ich heute frei habe.

Schimanski ist erst mal gestrichen, dabei hat er noch nicht mal Renan Demirkan vernascht geschweige den Citroën getreten.
Dafür hatte ich grade einen Flieger in der Leitung dem der gecrashte Flieger am Berg vor ein paar Monaten nicht aus dem Kopf geht.

Ich fand das immer faszinierend, technisch sogar aussergewöhnlich. Aber was R. da grade erzählt hat - nein, das würde ich nicht machen wollen. Auch nicht für 25 Mille Monatsgehalt wenn man "nur* Frachtflieger ist.

Ich hol mir jetzt mal Mucke an den Wickel.
Valleys deep and the mountains so high - don't try to fly to your god you might not come down

Passt ja.
...

~

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