∞ Hier bei plautze ∞ |
Sonntag, 15. Januar 2017
[10:24]
plautze
11:04h
Kaffee ohne Milch (oder gar Sahne), einer der guten Vorsätze für 2017: weniger Dekadenz. Die Schliessung der Bitburg Air Force Base ist mir noch gut in Erinnerung. - Bitburg (zusammen mit der näheren Umgebung) war einst die Stadt mit den meisten Autohändlern Deutschlands. - Amerikanische GIs waren überall gern gesehene Gäste. Sie verzehrten gut, wussten sich dank militärischem Drill zu benehmen und wurden - die Military Police und die eigene Karriere immer im Hinterkopf - nie ausfallend. - Manch einer, der nicht auf dem militäreigenen Gelände wohnen wollte (in der sog. "Housing") mietete sich zu Traumpreisen eine Einliegerwohnung oder auch gleich ein ganzes Haus. Selbst längere Anfahrtswege zum Dienst waren den an grosse Distanzen gewöhnten Soldaten meist egal. Viele Deutsche haben sich so den Traum vom Eigenheim realisiert; der zu vermietende Anbau wurde beim Architekten gleich mit in Auftrag gegeben. - Im zivilen Bereich konnte man gutes Geld verdienen wenn man einen der Jobs ergattern konnte: Als Hausmeister, Heizer, Kellnerin, Küchenkraft, Reinigungs- oder Putzfrau. - Die Air Force vergab regelmässig grössere Bau- und Instandsetzungsaufträge für zivile Strassenprojekte, Neubauten oder Abrisse, kaufte Fahrzeuge und Ersatzteile bei den ansässigen Händlern, zahlte Pacht für an die Base angrenzendes Land das aus Sicherheitsgründen nicht beackert werden konnte/sollte/durfte. Natürlich gab es die Kehrseite der Medaille, die Raketen und die ständig präsente unterschwellige Angst: Wenn es losgeht sind wir hier mittendrin. Aber das wurde halt verdrängt, so wie die Neapolitaner den nächsten Ausbruch des Vesuv geflissentlich zu ignorieren gelernt haben. Das Leben geht ja trotzdem weiter, heute ist heute, was morgen ist wird man sehen. Wie schlimm es *wirklich* hinter den Kulissen aussah, was auf den abgeschirmten Arealen *tatsächlich* gebaut, gelagert, geplant wurde wusste ja niemand, manches militärische Geheimnis von damals ist bis heute unter Verschluss. All das war Geschichte, als die Truppen abgezogen und der Flugplatz geschlossen wurde. Aus der Traum vom Schlaraffenland. Wie hoch die finanziellen Verluste für Städte und Kommunen wirklich waren kann ich nicht sagen, damals war ich bereits republikflüchtig. Aber sehr schnell zeigten sich erste Auflösungserscheinungen in Form von geschlossenen Werkstätten, schmutzigen Hausfassaden, vergilbten "Zu vermieten"-Schildern in der Innenstadt, schlecht oder gar nicht mehr ausgebesserten Strassen. Und trotzdem (über)leben die Menschen in dieser strukturschwachen Region. Und auch wenn das Leben manchmal einfacher oder weniger komfortabel zu sein scheint im Vergleich mit Ballungszentren und Metropolen, in mancher Hinsicht ist es bis heute auch besser. Aber warten wir erstmal ab ob er überhaupt eine volle Amtszeit übersteht. Die Stimmung drüben ist ja wohl eher durchwachsen. It's a long, long walk to DC [11:30] ... Comment |
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